Nachdem alle Zeugen gehört wurden ist vieles klarer geworden, vor allem das Versagen von Minister Thomas De Maizière. In der zweiten Woche des Untersuchungsausschuss zum Eurohawk wurden unter anderem Vertreter vom Hersteller Northrop Grumman und EADS, die Staatssekretäre Beemelmanns und Wolf, der Generalinspekteur sowie der Minister selber befragt.
Von Seiten der Industrie wurde bestätigt, dass alle Verantwortlichen bereits 2010 von den Problemen mit dem Eurohawk wussten – nur der Minister nicht. Das Aufklärungssystems ISIS, dass vom Minister immer als großer Erfolg verkauft wird, wird von den Sachverständigen mangels belastbarer Testergebnisse zurückhaltend bewertet. Frühestens im September dieses Jahres kann nach weiteren teuren Tests gesagt werden, ob das Aufklärungssystem tatsächlich verwendet werden kann und ob es die Forderungen erfüllt. Die Strategie des Ministers mit dem Erfolg des ISIS das Scheitern des Eurohawk zu relativieren, ist mehr als wackelig.
Am vorletzten Tag des Untersuchungsausschusses hat der Rüstungsstaatssekretär Stéphan Beemelmanns versucht, die Verantwortung auf sich zu nehmen um somit de Maizière zu entlasten. Er dient sich als klassisches Bauernopfer an. Wenn er sagt, er hätte den Minister nicht ausreichend informiert, erscheint es zumindest verwunderlich, dass die beiden langjährigen Weggefährten eine grundlegend unterschiedliche Auffassung der Informationskultur haben.
Nach den Vernehmungen bleibt die Frage offen: Hat der Minister tatsächlich alle Verantwortlichkeit auf seinen Staatssekretär abgeschoben? Damit hätte er sich selbst in seinem eigenen Haus überflüssig gemacht. Die alternative, dass der Minister sehr wohl bescheid wusste und nun seinen Staatssekretär opfert, um seine „Ernte“ nicht zu gefährden, zeichnet jedoch ein ebenso schlechtes Bild von Merkels einstigem Vorzeigeminister.
Die Liste der Fragen an den verantwortlichen Minister ist im Laufe des Untersuchungsausschusses immer länger geworden. Am letzten Tag hatte er dann selber die Möglichkeit Licht ins Dunkel zu bringen. Wie kann es beispielsweise sein, dass der Minister über „lösbare“ Problem informiert wird, jedoch nicht über die „unlösbaren“? Doch Thomas De Maizière hat sich zum Abschluss lieber hinter Vermerken und Formalia versteckt, als Verantwortung für die Vorgänge in seinem Ministerium zu übernehmen. Der Minister bestätigt durch seine Aussagen, dass ihm der Überblick abhanden gekommen ist und er nicht mehr Herr im eigenen Haus ist.
Es bestätigt sich der Eindruck, dass die Kanzlerin einige Wochen vor der Wahl unter keinen Umständen einen weiteren Minister entlassen möchte – da ändern wohl auch 500 Millionen Euro verschwendetes Steuergeld nichts.