Am Mittwoch, dem 16. November 2016, fand in der protestantischen Kirche in Ilbesheim der jährliche politische Buß- und Bettagsgottesdienst statt. In diesem Jahr hatte Pfarrer Traugott Oerther, der durch die Liturgie führte, Tobias darum gebeten eine Gastpredigt zu halten.
Tobias ging in seiner Predigt drei Fragen nach. Zuerst fragte er, wieviel Streit die Politik braucht und wieviel davon sie verträgt. Da es in einer Demokratie wichtig sei Auswahlmöglichkeiten zu haben, sei es ein guter Streit, wenn man um den richtigen Kurs ringe. Wenn Streit aber zur Inszenierung werde und um des Streites Willen geführt werde, sei dies schlechter Streit. Auch dürfe Streit keinen allgemein akzeptierten Konsens, wie die Menschenrechte, in Frage stellen und der Wert des Kompromisses dürfe nicht beschädigt werden.
Dann stellte er die Frage wieviel Sachlichkeit den Menschen zuzumuten sei. Der Brexit und die US-Präsidentenwahl hätten gezeigt, dass Fakten häufig keine Bedeutung mehr zu haben scheinen. Hier müsse die Politik zwar weiterhin den Anspruch haben, Politik und politisches Handeln zu erklären, ohne Emotionen wirkten Argumente aber zu schnell technokratisch. Keinesfalls dürften Emotionen zu einer leeren Hülle, einer Show werden. Tobias forderte auch dazu auf, zu Fehlentscheidungen zu stehen und diese nicht schönzureden. Die Gegenseite dürfe dann jedoch auch nicht jeden Fehler direkt skandalisieren. Nah- und Fehlbarkeit müssten wieder mehr Einzug in die Politik halten.
Zuletzt fragte er, wo Selbstverständlichkeiten notwendig und wo gefährlich seien. Allgemeiner Konsens und das Wertesystem einer Gesellschaft seien Dinge, die selbstverständlich sein und nicht zur Debatte stehen sollten. Tabus seien durchaus notwendig, weil der Mensch nicht alles, was er tun kann, will und darf auch tun sollte. Sie dürften aber kein Schutz vor einer Diskussion sein. Leider sei z.B. im US-Wahlkampf, aber auch in Deutschland eine immer größere Enttabuisierung festzustellen. Tobias rief alle Bürgerinnen und Bürger, nicht nur die gewählten, dazu auf, sich in der Demokratie zu engagieren. Er berief sich auf Bundespräsident Gauck, der sagte, dass dies das beste Deutschland sei, das wir kennen. „Damit das so bleibt, braucht es jeden von uns als Staatsbürger. Damit das so bleibt, müssen wir auch das, was uns selbstverständlich erscheint, von Zeit zu Zeit zwar nicht erneuern, aber erneut begründen, erklären und mit Leben füllen“, endete Tobias in seiner Predigt.
