Kleine Anfrage Gorch Fock

Die Deutsche Marine verfügt mit der Gorch Fock über ein Segelschulschiff, das ihr zur seemännischen Basisausbildung und für repräsentative Aufgaben im In- und Ausland dienen soll. Die Gorch Fock wurde 2010 grundsaniert. Dennoch ist sie seit geraumer Zeit wegen andauernder Instandsetzungsarbeiten nicht einsatzfähig. Die kontinuierlichen Kostensteigerungen im Rahmen der aktuell laufenden Sanierung der Gorch Fock hin zu einem dreistelligen Millionenbetrag, geben Anlass dieses Vorhaben genauer zu betrachten.

Die Antwort auf unsere Kleine Anfrage vermag nicht zu überzeugen: Die Gorch Fock war in den letzten acht Jahren mehrfach plan- und außerplanmäßig in der Werft. Es ist angesichts dessen schwer nachzuvollziehen,  dass die Marine ein so schlechtes Lagebild vom Zustand des Schiffes hatte, so  dass sie von Instandsetzungskosten in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrages überrascht wurde. Ursprünglich waren für die aktuelle Depotinstandsetzung 10 Mio. € eingeplant, nun sind wir bei 135 Mio. €. Die Entscheidung die Depotinstandsetzung fortzuführen, wurde auch mit dem Argument getroffen, dass man eine bruchfreie Ausbildung des  Führungsnachwuchses der Marine gewährleisten wolle. Davon kann nach 2.5 Jahren Werftliegezeit schon keine Rede mehr sein. Auch wenn die Marine immer sagt,  dass sie keine Alternative zur Ausbildung auf der Gorch Fock gebe, bildet sie faktisch ihren Nachwuchs derzeit auch ohne das Segelschiff aus. Es gibt also Alternativen: Intensivere Ausbildung auf Dienstsegelbooten in Mürwik oder die Kooperation mit der rumänischen Marine und Nutzung dessen Segelschiffs. Die Bundeswehr hat die Anforderungen an ein neues Segelschulschiff nie in einer Fähigkeitsforderung zusammengeschrieben. Dennoch kommt sie zu dem Schluss, dass ein neues Schiff bis zu 170 Mio. € kostet. Dieser Preis wirkt  angesichts der Beschaffung anderer Nationen, die im Bereich 50-60 Mio. € lagen sehr hoch. Die Marine hat zwar bilaterale Gespräche zu Ausbildungskooperation geführt, sieht aber aufgrund unterschiedlicher Ausbildungsansätze kein langfristiges Kooperationspotenzial. Dass die Ausbildung auf dem Großsegler Mircea der rumänischen Marine stattfindet, spricht hiergegen. Im Rahmen der EU/ PESCO eine Initiative zur gemeinsamen Ausbildung zu starten, ist nicht Teil der Überlegungen der Marine. Gerade das wäre aber wichtig, um die europäischen Marinen mehr zusammenwachsen zu lassen.

Antwort BMVg zu Drs. 19_2395

Berichterstattung des NDR